Maritime Transformation

03.09.2024 14:00 Schifffahrt

Die Eröffnungs-Pressekonferenz der führenden internationalen Messe der maritimen Wirtschaft SMM gibt einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage: Prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutierten über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Branche. Das bestimmende Thema war die Dekarbonisierung der maritimen Industrie. Fazit: Die Technik dafür ist da, aber es braucht jetzt mutige Investitionsentscheidungen – und ein System, das diesen Mut belohnt.

Die 31. Auflage der Weltleitmesse SMM ist heute mit einer hochkarätigen Auftaktveranstaltung gestartet. „Die Strahlkraft der SMM ist überwältigend: Wir freuen uns, so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt begrüßen zu dürfen“, sagte Heiko M. Stutzinger, seit Anfang 2024 CEO der Hamburg Messe und Congress. Den ersten großen Erfolg konnten er und sein Team gleich am Eröffnungstag vermelden: Die Zahl der ausstellenden Unternehmen ist im Vergleich zu 2022 um zwölf Prozent gestiegen.

Bundeskanzler Olaf Scholz als Schirmherr und Wirtschaftsminister Robert Habeck unterstrichen in ihren Videobotschaften im Rahmen der Opening Ceremony der SMM die zentrale Bedeutung der maritimen Industrie für die deutsche Wirtschaft und die globale Energiewende. Scholz würdigte die innovativen Technologien und nachhaltigen Lösungen der Branche auf diesem Gebiet. Habeck betonte, dass die maritime Industrie als Rückgrat des internationalen Handels eine Schlüsselrolle spielt, wenn es darum geht, die Transformation hin zu einer CO₂-neutralen Zukunft zu bewältigen.

Anschließend diskutierten hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft über die drängenden Herausforderungen und Chancen der Branche:

  • Alberto Maestrini, Aufsichtsratsvorsitzender VARD und Leiter Offshore-Division, FINCANTIERI
  • Arsenio Dominguez, Generalsekretär International Maritime Organization (IMO)
  • Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus
  • Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder
  • Dr. Uwe Lauber, CEO, MAN Energy Solutions
  • Kapitänin Silke Lehmkoester, Managing Director Fleet, Hapag-Lloyd
  • Knut Ørbeck-Nilssen, CEO, DNV Maritime
  • Magda Kopczyńska, Generaldirektorin DG Move, EU-Kommission

Sicherheit: Globale Handelsrouten in Gefahr

Welchen Stellenwert die Schifffahrt für die globale Wirtschaft hat, brachte VDR-Präsidentin Gaby Bornheim auf den Punkt: „Es gibt über 50.000 Handelsschiffe im internationalen Seeverkehr, die jedes Jahr elf Milliarden Tonnen Fracht transportieren – das entspricht dem Gewicht von über zwei Milliarden ausgewachsenen Elefanten.“ Doch die eskalierende Gewalt im Roten Meer und die wachsenden Spannungen im Indo-Pazifik gefährden die Handelsrouten zunehmend. „Ohne Sicherheit gibt es keine Schifffahrt, keinen globalen Handel, keinen Wohlstand und keine Versorgung der Welt mit Waren, Rohstoffen und Energie“, mahnte Bornheim. Hier sei die Politik gefragt. Magda Kopczyńska, Generaldirektorin DG Move, erklärte, wie umfassend sich die EU-Kommission in Sachen maritimer Sicherheit engagiert.

Dekarbonisierung: IMO hält an ihren Klimazielen fest

Das bestimmende Thema auf dem Panel war die Mission Zero Emission. Die Vorgabe der Weltschifffahrtsorganisation IMO, bis 2050 klimaneutral zu sein, stellt die Schifffahrt vor eine gewaltige Aufgabe. Etwa eine zu große? IMO-Generalsektretär Arsenio Dominguez hielt an der Zielmarke fest und kündigte an, den „Pathway to Net Zero Emissions“ weiter zu konkretisieren: „Die intensiven Gespräche über neue globale Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen der Schifffahrt belegen das Engagement der IMO für unsere gemeinsamen Klimaziele.” Deutschland wolle dabei eine Vorreiterrolle übernehmen, betonte Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft: „Wir haben deswegen mit allen relevanten Akteuren einen Prozess für einen Nationalen Aktionsplan für eine klimafreundliche Schifffahrt gestartet, der 2025 verabschiedet werden soll.“

Marktentwicklung: Reeder rüsten nach

Wie weit die Branche aus seiner Sicht wirklich ist, skizzierte Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions: „Die Energiewende in der Schifffahrt ist in vollem Gange und kommt gut voran. Mehr als die Hälfte der seit 2023 bestellten neuen Motorengesamtleistung konzentriert sich auf Technologien für künftige Kraftstoffe, und wir sehen auch reges Interesse an der Nachrüstung bestehender Motoren, um sie für künftige Kraftstoffe vorzubereiten.“

Ein anschauliches Beispiel ist Hapag-Lloyd: Die Hamburger Reederei rüstet ihre Flotte im großen Stil um: 150 Schiffe werden in den kommenden Jahren optimiert. „Schon 2019 haben wir als erste Reederei mit der ‚Brussels Express‘ ein großes Containerschiff auf Dual-Fuel-Betrieb umgerüstet. Aktuell modernisieren wir fünf weitere Schiffe für Methanol-Antrieb und prüfen zusätzliche Optionen, insbesondere für neuere Schiffsgenerationen“, sagte Silke Lehmköster, Managing Director Fleet, Hapag-Lloyd.

Digitalisierung: Booster der Dekarbonisierung

Bei der Wahl der alternativen Kraftstoffe zögern noch viele Schiffseigener. Das Kernproblem sei nach wie vor, dass die klimaneutralen Kraftstoffe nur in begrenzten Mengen verfügbar seien, so Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV Maritime: „Kluge Entscheidungen und strategische Investitionen JETZT sind entscheidend, um die Grundlage für künftige Emissionssenkungen zu schaffen.“ Die Nutzung von Technologien, die die Kraftstoffeffizienz verbessern, sei hier essenziell. „Diese Technologien hängen weitgehend von Digitalisierung ab. Daher müssen wir den digitalen Wandel in der Branche vorantreiben, um den Weg zu Netto-Null zu ebnen”, bestätigte Uwe Lauber.

Europa: Zentrum im Hightech-Schiffbau

Die Umsetzung sei für europäische Schiffbauer das geringste Problem, versicherte Alberto Maestrini, Vorsitzender VARD und Leiter Offshore-Division, FINCANTIERI. Dafür müsse seine Branche nur das tun, was sie am besten könne: Schiffe konstruieren und bauen, wozu hochqualifizierte Ingenieure und Arbeiter benötigt würden. „Diese außergewöhnliche Mischung hat Europa zum führenden Zentrum in Hightech-Schiffbaunischen gemacht. Damit werden wir der Konkurrenz aus Niedriglohnländern auch in Zukunft zehn Jahre voraus sein“, ist Maestrini überzeugt. Magda Kopczyńska, Generaldirektorin DG Move bei der EU-Kommission, sicherte auch hier die Unterstützung der EU-Kommission zu: „Das Ziel, die Nachhaltigkeit, Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zu stärken, bleibt unverändert, und wir werden an weiteren Initiativen zu diesem Zweck arbeiten.“

Die Auftaktveranstaltung gab einen Vorgeschmack auf die Schwerpunktthemen der SMM 2024. Der Tenor ist eindeutig: „Wenn wir die maritime Transformation schaffen wollen, brauchen wir jetzt mutige Investitionsentscheidungen. Und wir brauchen ein System, das diesen Mut belohnt”, sagte der für die maritimen Messen zuständige Geschäftsbereichsleiter Claus Ulrich Selbach. „Auf der SMM in Hamburg gibt es alle notwendigen technologischen Innovationen und Lösungen für einen erfolgreichen maritimen Wandel.“

Über die SMM

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet vom 3. bis 6. September 2024 in Hamburg statt. Rund 2.200 ausstellende Unternehmen und rund 40.000 Teilnehmende aus mehr als 100 Ländern werden erwartet. Die SMM deckt auf 90.000 m² in zwölf Hallen die komplette Wertschöpfungskette der Branche ab, bringt Führungskräfte aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die weltweit wichtigste Plattform für Innovationen und neueste Technologien im maritimen Sektor. Unter dem Leitmotiv „SMM – driving the maritime transition“ stehen auf der 31. SMM die maritime Energiewende und die digitale Transformation besonders im Fokus. Die Messe wird von einem attraktiven Konferenzprogramm sowie vielfältigen Networking-Angeboten flankiert. Die Konferenzen finden erstmals auf offenen Bühnen in den Messehallen statt – kostenfrei und zugänglich für alle.

Neu: Networking Platform und HVV-Ticket inklusive

Teilnehmende der SMM profitieren in diesem Jahr von zwei Neuheiten: Das online erworbene Besucherticket gilt gleichzeitig als Fahrschein für die Hin- und Rückfahrt im gesamten Gebiet des öffentlichen Nahverkehrs des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) Eine Networking Plattform bietet kostenfrei die Möglichkeit, neue Kontakte zu finden, sich vor, während und nach der Messe zu vernetzen sowie eine eigene Agenda mit Terminen und Rahmenprogramm zu erstellen. Networking Platform der SMM - SMM (smm-hamburg.de)

Die 31. Auflage der Weltleitmesse SMM ist heute mit einer hochkarätigen Auftaktveranstaltung gestartet.

Pressekontakt

Nele Bruns
Presse & PR
Tel.: +49 40 3569-2439
E-Mail: nele.bruns@hamburg-messe.de

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