Oberfranken braucht schnelle Wege zu den deutschen Seehäfen

20.07.2016 09:27 Hinterland

Die Verkehrswege nach Norden sind für Oberfranken von außerordentlicher Bedeutung – mit einer Exportquote von mehr als 50 Prozent ist die oberfränkische Wirtschaft auf effiziente Transportketten zu den deutschen Seehäfen angewiesen, um von dort aus ihre Waren in alle Welt zu verschiffen. Auf der anderen Seite haben auch die Seehäfen ein lebhaftes Interesse an einem funktionierenden Verkehrskorridor nach Oberfranken, denn Bayern ist für sie der größte Markt Gemeinsam setzen sich daher die IHK für Oberfranken Bayreuth und die IHK Nord, der Zusammenschluss von zwölf norddeutschen Industrie- und Handelskammern, für die dafür notwendigen Infrastrukturprojekte ein. Zusammen hatten sie zur Diskussion in die Konzert- und Kongresshalle in Bamberg eingeladen. Rund 90 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden besuchten die „Maritime Roadshow 2016“.

Oberfränkische Unternehmen sind längst in der ganzen Welt zuhause, sagte Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. Im Jahr 2010 gingen aus Oberfranken Güter mit einem Wert von fünf Milliarden Euro über die deutschen Seehäfen in die Welt, bis 2030 soll dieser Wert auf 12,1 Milliarden Euro steigen. „Der erwartete Zuwachs bleibt nicht ohne Konsequenzen für den Verkehr von Oberfranken zu den Seehäfen und umgekehrt“, sagte Trunk. „Die oberfränkische Wirtschaft ist auf starke Verkehrsachsen angewiesen. Und so wie wir die Seehäfen brauchen, brauchen diese ihr angestammtes Hinterland.“

Das unterstrich Prof.  Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg für die IHK Nord. „Wir haben ein gemeinsames Interesse an einem leistungsstarken Verkehrskorridor und suchen Fürsprecher bei den Landesregierungen, Landkreisen und Kommunen“, sagte er. Im neuen Bundesverkehrswegeplans 2030 seien viele dafür wichtige Projekte verankert. „Wir begrüßen den Entwurf im Grundsatz“, so Schmidt-Trenz. Die Schwerpunkte auf wichtige Hauptverkehrsachsen, Korridore und Trassen sowie die Beseitigung von Engpässen seien richtig. Davon profitiere der Hinterlandverkehr zwischen den Häfen im Norden und den Industriezentren wie Oberfranken, einer Region mit einer der höchsten Industriedichten Europas. „Nun gilt es, die Ausbaugesetze vor der Bundestageswahl zu beschließen und die Planungen auch in die Realität umzusetzen.“

Die wachsende Bedeutung des Verkehrskorridors Richtung Norden belegen die Zahlen. Aus Oberfranken gelangten im Jahr 2010 insgesamt 523.000 Tonnen per Güterverkehr auf der Schiene zu den deutschen Seehäfen, im Jahr 2030 rechnet man mit 844.000 Tonnen – 61 Prozent mehr als 2010. Ein noch deutlich größerer Zuwachs von 199 Prozent wird beim Güterverkehr per Lkw erwartet. Dies würde im gleichen Zeitraum eine Steigerung von 205.000 auf 612.000 Tonnen bedeuten.

Angesichts der Zahlen sieht sich die Politik selbst in der Pflicht, betonten Joachim Hermann, Bayerns Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr, sowie Frank Horch, Vorsitzender der Konferenz der Küstenwirtschafts- und Verkehrsminister und Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien Hansestadt Hamburg. Beide Verkehrsminister verständigten sich darauf, sich gemeinsam für einen leistungsfähigen Nord-Süd-Korridor einzusetzen. Der Schienenverkehr stehe dabei zum Beispiel mit dem dringend notwendigen Kapazitätsausbau auf der Schiene im Raum Hannover-Bremen-Hamburg und der überfälligen Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Hof-Regensburg im Fokus. Dass ab Hof die Elektrifizierung aufhöre und die Züge mit der Diesellok weiterfahren müssten, bezeichnete Hermann als „vorsintflutlich“.
 

In Bamberg diskutieren Wirtschaftsvertreter mit Bayerns Verkehrsminister Herrmann und Hamburgs Verkehrssenator Horch

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